BaseLink, Allschwil

Ein Hain in einem Innenhof

Details
Kunden
SENN AG
Typus
Innenhof
Kollaboration
Herzog & de Meuron, Basel
Entwurf
2016 - 2017
Realisierung
2022 - 2023
Status
Realised
Landscape area
8 735 m²
Total area
19 445 m²
Land
Schweiz

 

Masterplan

An der Nahtstelle zwischen den urbanen Strukturen Basels und den dörflichen Strukturen Allschwils stellte sich mit dem grossvolumigen Ensemble des Bachgraben Areals die Frage nach dem geeigneten Typus des Freiraums und dessen Bezug zum Umfeld. Statt kleinteiligen Gartenbildern der Agglomeration haben wir die Antwort in der umgebenden Landschaft gesucht.

 

Die Weiterentwicklung des städtebaulichen Konzepts sieht eine stärkere Konzentration der Bauvolumen an den Rändern vor. Diese Strategie generiert das Potential eines grosszügigen, innenliegenden Freiraums, der ein den Bauvolumen adäquates Grünvolumen entgegensetzt und dadurch einen starken und eigenständigen Charakter entwickeln wird. Er verbindet die einzelnen Baufelder miteinander und fungiert übergeordnet für das gesamte Areal.

 

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Hofraum parzelliert ist. Der zentrale Bereich mit einer Abfolge aus Verbindungen und Aufweitungen ist der Anlage einer öffentlich nutzbaren Grünverbindung vorbehalten. Für diese Bereiche sind die Leitlinien des Freiraumkonzepts als Vorgaben definiert. Dieser Bereich bildet das gestalterische Rückgrat des Freiraums, schafft Kontinuität und sichert die öffentliche Nutzbarkeit. Für die Freiflächen der privaten Parzellen wird eine Weiterführung der gestalterischen Konzeption im Sinne der einzelnen Investoren bzw. Nutzer zur Teilhabe an einem qualitativ hochwertigen Gesamtbild vorgeschlagen, ohne dass eine Umsetzung verpflichtend ist. Zumindest müssen sich die gestalterischen Ansätze der Privatparzellen jedoch an den Leitgedanken des öffentlichen Bereichs orientieren und mit diesem koordiniert werden. Das Bild und die Elemente des öffentlichen Bereichs müssen für sich so kraftvoll sein, dass das Konzept auch ohne die Mitwirkung einzelner oder aller Investoren und Einbindung der privaten Parzellen erkennbar und eigenständig ist.

 

*Der Masterplan wurde in Kooperation mit StaufferRösch Landschaftsarchitekten erarbeitet.

 

 

Baufeld B

Als Bild dieses innenliegenden Freiraums in Baufeld B wird ein Kontrast zum direkten Umfeld gesucht, ebenso wie sich die kräftige Bebauung mit ihrem dichten, blockrandartigen Volumen vom direkten Umfeld abhebt.

 

Die angrenzenden landschaftlichen Strukturen sind weitgehend durch eine grosse Offenheit geprägt. Dies gilt sowohl für die bandartige Anlage der Sportfelder im Süden, als auch die Brachen und landwirtschaftlichen Nutzflächen im Norden. Lediglich der Dorfbach mit seiner seitlichen Bestockung bildet eine räumlich wirksame Grenze. Dieser Offenheit und Weite im Umfeld wird eine üppige Dichte im Innenhof entgegengesetzt. Eine hainartige Bepflanzung mit dichten aber auch lichteren Bereichen und teils Lichtungen zeichnet den Charakter aus. Bereits beim Betreten des Hofraumes wird dies spürbar.

 

Dabei hilft die Dichte der Bäume auch dem typologischen Verständnis des Ortes: Durch die Baumkronen und Baumstämme, zum Teil geschützt gegen die Blicke aus den bzw. in die Gebäude wird der öffentliche Charakter deutlich geprägt.

 

Vegetationskonzept

Das prägende Element des Freiraums ist die unmittelbare Dichte der Bepflanzung. Durch eine artenreiche, exotisch anmutende Baumschicht, unterpflanzt mit einer charakteristischen bodendeckenden Krautschicht entsteht das Bild eines geschichteten, lichten Waldes.

 

Baumschicht

Die Anordnung der Bäume ist kein Zufallsprodukt oder Ergebnis einer beliebigen Anordnung. Der Wald entsteht aus linearen, zueinander orthogonal verlaufenden Baumreihen, welche als Grundregel das städtebauliche Raster aufnehmen und ein Achsmass von 350cm aufweisen. Kontrastiert und aufgelöst wird die Regelmässigkeit und formale Stringenz der Rasterpflanzung durch die Artenvielfalt, die unterschiedlichen Wuchsformen und die potentiellen Wuchsgrössen der Gehölze. Es werden Hochstämme, aber auch mehrstämmige Gehölze und Stammbüsche verwendet. Diese entwickeln sich lebenszeitlich zu Grosssträuchern oder mittelgrossen Bäumen und werden überragt von sogenannten Überständern.

 

Das Resultat ist eine Baumsammlung aus sich kreuzenden Baumreihen, welche beim Durchschreiten mal regelmässig, mal zufällig wild erscheint und stetig neue Perspektiven eröffnet. Im Zusammenspiel mit den Belagsflächen entstehen offenere Bereiche und Lichtungen, ebenso wie dichtere und introvertierte Zonen. 

 

Die gewählten Baumarten erzeugen einen lichten Wald oder Hain. Die Basis des Baumhains stellt ein Grundgerüst aus heimischen Arten (Acer campestre, Acer monspessolanum, Alnus glutinosa) dar, welche als Grosssträucher eingesetzt werden.

 

In den Bereichen mit öffentlichen Nutzungen (Gastronomie, Eventbereich) erfolgt eine Betonung durch vermehrte Verwendung von Überständern. Dies sind bereits bei Lieferung besonders grosse und hoch aufgeastete Exemplare von Lederhülsenbäumen, Schnurbäumen oder Geweihbäumen. Ergänzt werden diese durch repräsentativere Arten mit besonders ornamentalem Laub (Magnolia tripetala, Magnolia virginiana, Broussonetia papyrifera).

 

Es entsteht eine attraktive Komposition von Blüten-, Blatt- und Herbstfärbungen. Die Wirkung von Licht und Schatten im Innenhof verstärkt die wechselnden Stimmungen im Verlauf der Jahreszeiten. Die Zusammenstellung aus heimischen und fremden Arten definiert so auch den Typus als parkartigen Freiraum und nicht das Bild eines Waldes.

 

Krautschicht

Die Bodenebene wird durch eine artenreiche, robuste Staudenvegetation geprägt, welche in der halbschattigen bis schattigen Situation gut funktioniert. Sie erweitert die texturale Vielfalt und betont durch unterschiedliche Wuchshöhen – bodendeckend im Bereich der Mulden und aufstrebend im Bereich der Kuppen - das Relief der Vegetationsflächen. Unterstrichen wird der wilde Gesamteindruck durch die Pflanzung von Kletterpflanzen (u.a. Akebia, Clematis, Vitis), welche in die Bäume wachsen.

 

Materialisierung

Die Hauptwege und Gebäudezugänge sind mit schwarzem Walzasphalt hergestellt. Durch nachträgliches Schleifen wurde die Deckschicht veredelt. Die Kornzusammensetzung wurde durch das oberflächliche Entfernen der Bindemittelschicht sichtbar gemacht. Das erzeugt im Detail eine visuelle Verbindung zu den Kiesflächen und der Chaussierung. Letztere dient als Nebenwege für sekundäre Erschliessungen.

 

Weitere Flächen werden mit Grobkies und grösseren Findlingen besetzt. Diese ergänzen das Bild einer ehemaligen Flusslandschaft aus geschwungenen Wegen, Pflanz- und Kiesinseln. Sie schaffen eine Vernetzung zu den angrenzenden Baufelden und kaschieren die seitlichen Hofzugänge, welche unterbaut und überbaut für eine Begrünung ungeeignet sind.

 

Als Reminiszenz an die Gestaltung im Innenhof sind die Augen der Treppenhäuser im 1. Untergeschoss ebenfalls als Kiesinsel mit charakteristischen Findlingen als Relikte der Flusslandschaft gestaltet. Sie stehen mit ihrer Urtümlichkeit im visuellen Kontrast zu der artifiziellen Doppelhelix-Treppe und Architektur aus geschaltem Sichtbeton.