Europäische Zentralbank, Frankfurt a. M.

Entdeckung einer Flusslandschaft

Details
Kunden
Europäische Zentralbank (EZB), Frankfurt am Main
Typus
Park
Kollaboration
Coop Himmelb(l)au, Vienna
Zeitraum
2005 - 2013
Status
Realised
Fläche
120 000 m²
Land
Deutschland
Im ehemals industriell geprägten Ostend der Stadt Frankfurt entstand an der Gelenkstelle zwischen dem Uferraum des Mains und den grossmassstäblichen Freiräumen des «grünen Rings» der neue Hauptsitz der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Position im Stadtgrundriss sowie die Dimension des Areals erforderten es, im landschaftlichen Massstab zu arbeiten. Das Projekt nimmt dabei Bezug auf den stärksten Spieler vor Ort, den Fluss, und übersetzt den vorgefundenen Raum in ein durchgängiges Konzept für den Park: Innerhalb der Anlage trifft man auf die spezifische Topografie der Auenlandschaft mit ihren Altarmen und Restwasser, Prall- und Gleithängen – Elemente, die jedoch nicht Kopien vorgefundener Formen sind, sondern abstrahierte und geometrisierte Figuren. Die Ausgestaltung verwundert: Das Flussbett ist trocken, während kleine Wasserflächen wie Inseln im Geschiebe des Flusses auftauchen. Die Vegetation verstärkt den unerwarteten Eindruck. Durch die Kombination von Arten der lokalen Auenlandschaften (Erle, Sandbirke, Esche) und fremden Arten der nordamerikanischen Auen (Tupelobaum, Tulpenbaum, Sumpfzypresse, Mammutbaum) südlich bzw. nördlich des Gebäudes kippt das Bild zwischen einer Landschaft und einem Park. Saatgut, das mit dem Wind und dem Wasser des Flusses oder aber als «blinder Passagier» per Schiff aus fernen Ländern nach Frankfurt transportiert wurde. Nicht zuletzt irritiert die Choreografie. Sind die Wege der benachbarten öffentlichen Freiräume über ihre Dimension und Materialisierung klar bestimmt, erlebt man den Park immer wieder neu: Wege in der Tradition des angelsächsischen Parks fehlen gänzlich, und so eröffnen sich unzählige Möglichkeiten. Wer den Park erleben will, muss in die Flusslandschaft gehen.

© Florian Holzherr