Helvetia Campus Basel
Campus Garten: Vegetation mit umwobener Zeitschicht
Die St. Alban-Anlage, ein linearer Freiraum und öffentlicher Park im Zentrum der Stadt Basel mit einem reichhaltigen Baumbestand und einer hohen Artenvielfalt aus heimischen und exotischen Gehölzen, verbindet das Projekt und die Liegenschaft der Helvetia Versicherung zwischen der Nord- und Südparzelle.
Städtebau, Architektur und Freiraum
Für die Parzelle Nord mit Wohnnutzung ist eine verdichtete Randbebauung geplant. Der bestehende Freiraum bleibt dadurch weiterhin öffentlich zugänglich.
Die südliche Parzelle ist für den neuen Helvetia Campus als Arbeitsstätte und Aufenthaltsort für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestimmt. Die drei bestehenden Verwaltungsgebäude werden saniert und mit einem Büroturm sowie einem zweistöckigen Auditorium ergänzt. Letzteres bildet den neuen Hauptzugang zum Campus. Durch das Gebäudeensemble entsteht ein gefasster Freiraum mit zwei direkten Verbindungen zur angrenzenden Parklandschaft. Durch die visuelle Öffnung hin zu den jeweiligen Gartenhöfe bleiben die beiden Parzellen über den öffentlichen Raum hinweg miteinander verbunden.
Die Freiraumgestaltung am neuen Helvetia Campus nimmt auf die historische und reiche Gartenkultur rund um die St. Alban-Anlage Bezug. Sie dient als Referenz bei der Pflanzen- und Materialwahl. Die historischen Elemente und Motive werden in die neue Gestaltung integriert und ergänzen die St. Alban-Anlage mit zwei unterschiedlichen Gärten.
Nordparzelle
Der Nordteil wird für Wohnen genutzt. Der zugehörige Garten erhält durch die Nachverdichtung des Baumbestandes im Randbereich einen vegetativen und räumlich wirkungsvollen Rahmen für eine offene Wiese in der Mitte. Diese dient den Bewohnerinnen und Bewohnern als Ort für Aufenthalt, Spiel und Erholung.
Südparzelle
Der Südteil ist als neuer Campus öffentlich zugänglich und dient primär den Mitarbeitenden. Der Freiraum wird entsprechend stark frequentiert und dient während Arbeits- und Pausenzeiten der Erholung, dem Aufenthalt und der Kommunikation.
Durch das Gebäudeensemble wird der Freiraum in einen äusseren, dem öffentlichen Raum zugewandten (= Vorgarten und Entrée) und einen inneren, den privaten Gebäuden zugewandten Bereich (= Gartenhof) gegliedert.
Vorgarten und Entrée
Im Kontext der Villengärten und der St. Alban-Anlage erhalten die strassenseitigen Vorgärten der Verwaltungsgebäude durch die niedrige, formal geschnittene Schnitthecke (Ligustrum vulgare “Atrovirens”) eine räumliche Fassung entlang der Parzellengrenze und damit einen stringenten, aber dezidierten Abschluss von privat zu öffentlich.
Im Bereich der Zugänge und den befestigten Vorzonen der Gebäude entfällt die Hecke. Anstelle ihrer erstreckt sich dort ein «Teppich» aus gebunden verlegtem Natursteinpflaster von der Kante des öffentlichen Raums bis in die Gebäude, sodass der Reihenverband ungeachtet der Glasfassaden Aussen- und Innenraum visuell verbindet.
Das gewählte Material, Wachenzeller Dolomit, setzt mit seiner wolkigen Textur, sichtbaren Grobporen und einer hellgrauen bis beigebraunen Farbe bewusst einen Kontrast zur weissen und gläsernen Fassade. Die Bearbeitung der Naturwerksteine mittels Flammen, Spalten und Trommeln unterstreicht den hochwertig handwerklich gefertigten Charakter des Bodenbelags. Es entsteht im Zusammenspiel mit den Gebäuden ein stimmungsvolles Gesamtbild, welches sich optisch von der Allmend abhebt. Dadurch entsteht eine klare Adressbildung und der Campus wird prägnant im Stadtraum verankert.
Gartenhof
Platz, Lichtung und Rahmen bilden gemeinsam das Herzstück inmitten des neuen Helvetia Campus – den Gartenhof.
Platz
Der Platz befindet sich zentral zwischen den Gebäuden. Teils gepflastert, teils chaussiert rückt die Platzfläche mit Bauminseln bis an die Südfassade des Auditoriums und Verwaltungsgebäude vier heran und bettet diese in den Garten ein. Das Auditorium mit seiner transparenten Glasfassade wird zum visuellen Bindeglied zwischen öffentlichem Raum und privatem Campus-Garten. Die Bauminseln selbst sind unterschiedlich gross, jedoch alle kreisrund angelegt. Sie orientieren sich in ihrer Position an der grössten Bauminsel in der Mitte und sind konzentrisch dazu angeordnet. Die Bauminseln mit Golderdbeere (Waldsteinia ternata) als niedriger Bodendecker und ein- bzw. mehrstämmige Linden (Tilia cordata) gliedern den Platz und bilden unterschiedlich grosse Bewegungs- und Aufenthaltsflächen. Rundbänke ermöglichen das Sitzen im Schatten der Bäume.
Rahmen
Um eine möglichst diverse, strukturreiche und nicht zuletzt stimmige Bepflanzung zu realisieren, wurde eine stockwerkartige Pflanzenkomposition mit unterschiedlichen Vegetationstypen entwickelt: «Gartenhain» und «Gartenwald» formen gemeinsam die Gehölzstruktur, während das Blütenband und der Gartenboden die krautige Bodenvegetation bilden.
Der Gartenhain besteht aus kleinen dichten Gruppen von sommergrünen, mehrstämmigen Grosssträuchern und Bäumen. Unterpflanzt werden diese mit immergrünen Sträuchern.
Der Gartenwald, als Pendant des Gartenhains betreffend Gehölzstruktur, besteht aus hoch aufgeasteten Nadelbäumen und wird unterpflanzt durch sommergrüne, reich blühende Hortensien.
Das Blütenband mit jahreszeitlichen blau-weissen Blütenständen betont durch Farbe, Wuchshöhe und Erscheinungsbild die Sohle des Reliefs und suggeriert einen kleinen Bachlauf. Sumpfzypressen, als Reminiszenz an Ufer- und Auenvegetation, nehmen darauf Bezug und bilden einen markanten Akzent.
Der Gartenboden (u.a. Dryopteris, Polystichum, Convallaria) ergänzt als flächendeckende Vegetation die zuvor genannten Typen und komplettiert damit den Rahmen.
Bei allen genannten Typen ist der Grossteil der ausgewählten Pflanzen standortheimisch und wird ergänzt durch «exotische» Arten. Durch die Diversität entsteht ein sich jahreszeitlich stetig veränderndes Erscheinungsbild.
Lichtung
Eingebettet in den Rahmen und in choreographischem Einklang mit der Gestaltung des Platzes, befindet sich die Lichtung. Diese ist als streng geometrische Rasenfläche in Ellipsenform vom Rahmen umgeben und ist nur durch einen schmalen, chaussierten Fussweg an den Garten angebunden. Als horizontales Plateau mit niedrigem Rasen, bettet sich die Lichtung in das bewegte Relief des Rahmens mit seiner üppigen Vegetation kontrastierend ein. Im Gegensatz zum Platz ist die Rasenfläche ein eher zurückgezogener, jedoch stark frequentierter Aufenthaltsort und erhöht somit die Erlebnisvielfalt am Campus.