Hilti Campus, Schaan

Zwischen Ried und Wald

Details
Kunden
Hilti Aktiengesellschaft
Typus
Campus
Kollaboration
giuliani.hönger ag Zürich
Zeitraum
2016 - 2023
Status
Realised
Fläche
28 900 m²
Land
Liechtenstein

Vogt Landschaftsarchitekten, in Zusammenarbeit mit Giuliani Hönger Architekten, haben den Hauptsitz der Hilti AG in Schaan transformiert – von einer klassischen Produktionsstätte zu einem Campus der Innovation und des Wissens. In diesem Sinne wurde der Freiraum als Ort der Begegnung entwickelt und ein fliessender Übergang zur umgebenden Landschaft geschaffen.

 

Das Umgebungskonzept nimmt starken Bezug auf den landschaftlichen Kontext des Rheintals und die Gebirgskette des Dreischwestern-Massivs. Der südöstliche Wald dient als raumbildende Kulisse.

Park und Pergola

Neben den ökologischen und gestalterischen Anforderungen liegt der wesentliche Kern des Konzepts in der Schaffung neuer Angebote für Mitarbeitende und Besucherinnen innerhalb des Parks und des Hofes. Der konventionelle Arbeitsplatz wird durch Arbeitsmöglichkeiten im Freien ergänzt. Von Hecken umgebene und von Baumgruppen bedeckte Plätze für informelle Gespräche bieten eine attraktive Alternative zu klassischen Sitzungsräumen.

 

Das wohl markanteste Freiraumelement auf dem Hilti Campus ist die Pergola. Als eigenständiger Bestandteil des Freiraumkonzeptes führt sie in Form eines Wandelgangs vom Treppenhaus des Parkhauses über den Campus zur Arkade des Office Nord. Obwohl sie an keiner der beiden Fassaden befestigt ist, bildet sie einen nahtlosen Übergang zum nördlichen Bürogebäude. In den kreisrunden Öffnungen des aus Beton gestalteten Dachs, sind gegossene Gläser in verschiedenen Grün-, Blau und Gelbtönen eingefasst. Je nach Sonnenstand und Jahreszeit verändern sich die Licht- und Reflektionseffekte. Die Pergola ist ein integraler Bestandteil der Choreographie des Parks und bietet durch verschiedene Aufweiterungen auch Sitzmöglichkeiten und Treffpunkte. Der Endpunkt der Pergola in der Mitte des Parks kann als Pavillon für kleinere Events oder auch als erweiterte Aussengastronomiefläche für das Office Nord genutzt werden.

 

Der Blick über die offenen Wiesen, hin zu den Solitärbäumen, Gehölzhainen und dem Waldrand, lässt die Grenzen im Auge des Betrachters verschwimmen. Der Hilti Campus endet somit nicht an seinen Grundstücksgrenzen, sondern bezieht die umgebende Landschaft mit ein. Aus der Pergola bietet sich ein Blick auf Sequenzen von Vegetationsbildern. In Waldnähe finden sich Gruppen von Hainbuchen, Lärchen, Eichen, Kiefern und Ahorne. Gegen Westen wiederum stehen eher klassische Parkbäume: Kuchen-, Schnur-, Kirschbäume sowie Linden, Eisenholz-, Maulbeerbäume. Durch die Artenauswahl der Bäume wird über das Jahr ein wirksames Farbenspiel aus Blüten und Herbstfärbungen erzielt. Die grosszügigen Rasenflächen des Parks und eine Vielzahl von Solitär- und mehrstämmigen Bäumen bieten viel Platz für die Nutzung im Freien. 

Findlinge und Wasser

Das Wasser kommt in verschiedener Ausprägung auf dem Hilti Campus vor. Einmal als Wolkenspiegel mit einem Findling im Hof und als Trinkbrunnen aus einem Natursteinfindling im Park. Als besonderes Element ist der Wolkenspiegel in Form einer Wasserfläche im Hof vorgesehen. Dieses Becken wird als asphaltierte Senke mit einer einfachen Nachpeisung konzipiert. In der Wasserfläche ist ein Findling der wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel zu schweben scheint. Die Ellipse des Wasserbeckens wird je nach Betrachtungswinkel zum Kreis. Das Thema des Gesteins wird bei der Möblierung innerhalb eines der Kreativraumes erneut aufgegriffen. Geschützt von Topgrafie und Bäumen steht im Park ein überdimensionaler Tisch aus einem aufgeschnittenen Findling als Treffpunkt und Arbeitsort. Der Tisch ist umgeben von Hockern.

 

Neben der Viehlzahl an Bäumen sind die Heckenkörper ein immer wieder aufkehrendes Element. Die geschwungenen Hecken im Hof wirken hier nicht als trennendes Element, sondern als räumlicher Körper, die das Höhenniveau abfängt und die Stützmauern verdeckt. Die unterschiedlich hohen, geschnittene Heckenkörper gliedern den Aussenraum im Hof und schaffen Aufweitungen zum Arbeiten, Treffen und für Pausen. Treppenangänge ermöglichen die Zugänglichkeit zu den unterschiedlichen Niveaus. Das Thema der Hecken aus dem Hof wird im Park weitergeführt. Die neuen Besucherparkplätze werden in die Heckenkörper integriert, wodurch der Blick auf die Autos vom Park aus minimiert wird.

Grüne Fassade – Parkhaus

Die ersten Schritte der Umgestaltung im Jahr 2017 umfassten den Bau eines Parkhauses, um die Fahrzeuge auf dem Gelände zu reduzieren und Platz für die Gestaltung eines Campus mit verschiedenen Landschaftstypologien zu schaffen.
 

Die dem Park zugewandte Fassade des Parkhauses ist mit bis zu 10 Meter hohen Kletterpflanzen bewachsen, die im Laufe der Jahreszeiten in Farbe und Blütenpracht variieren. Die bepflanzte Fassade dient als landschaftliche Kulisse für den Park und markiert das nördliche Ende des Parks. Sie ist mit üppiger bodengebundenen Fassadenbegrünung versehen. Diese dient als Biotoptrittsteine, bringt einen zusätzlichen Kühleffekt für den Bereich um das Parkhaus und bindet Feinstaub. Der geschwungene Eingang für Fussgänger zum Parkhaus ist bewusst mit blühenden Rosen und Clematis akzentuiert. Im Osten und Westen erstrecken sich die Sichtachsen über das Gelände hinaus in die angrenzende Landschaft und bietet Ausblicke auf die Umgebung und deren landschaftliche Merkmale.

 

Die Vielfältigkeit der Parklandschaft entfaltet sich bei einem Spaziergang über die Wege des Hilti Campus.