Olympia Masterplan, Hamburg
Rekultivierung des Flusses
Die Stadt Hamburg wird von einer breiten Öffentlichkeit als die «grünste Grossstadt» Deutschlands wahrgenommen. Dieser Ruf gründet auf dem berühmten «Federplan» der Stadt- und Gartenbauverantwortlichen der Nachbarstädte Hamburg und Altona (Fritz Schumacher und Otto Linne bzw. Gustav Oelsner und Ferdinand Tutenberg) vom Beginn der 1920er-Jahre. Ihre Strategie war es, Elemente der Stadtlandschaft – die bis in das 16. Jahrhundert zurückgehenden Kaufmanns- und Reedergärten sowie die neu entstehenden Anlagen des modernen Bauens – zu einem stadtweiten Netz zu verbinden. Dieser Plan wurde seither immer weiter ergänzt und verfeinert und hat bis heute Gültigkeit. Viele Bestandteile dieses Netzes entstanden im Zuge gesellschaftlicher Grossereignisse: Fast zeitgleich mit den Weltausstellungen entwickelte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch die Tradition der Gartenbauausstellung zur technischen, aber auch ästhetischen und sozialen Darstellung der Leistungsfähigkeit des Gartenbaus. Während die ikonografischen Bauten der Weltausstellungen, wie zum Beispiel der Crystal Palace in London (1851), der Eiffelturm in Paris (1889) oder das Atomium in Brüssel (1958), das Bild der Stadt auch anschliessend an die Ausstellung prägten und zu touristischen Attraktionen avancierten, blieben die Anlagen der Gartenbauausstellungen in der Regel als öffentliche Parks für die Stadtbevölkerung erhalten. Anders als Berlin, das Gastgeber von drei Weltausstellungen war, unterstreicht die Metropolitanregion Hamburg/Altona mit bisher sieben Gartenbauausstellungen ihren Ruf als «grüne Grossstadt». Fischerspark, Donnerspark, die Wallanlagen, Planten un Blomen und der Wilhelmsburger Inselpark sind nur einige der zwischen 1869 und 2013 in der Folge der Gartenbauausstellungen entstandenen öffentlichen Parks. Das Wissen um die «grüne Tradition» ist – wie der Hafen, der Fluss oder der Klinker als Baumaterial – tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert. Vor diesem Hintergrund sollten im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 2024 oder 2028 neben einem neuen Wohn- und Gewerbequartier auch moderne Sportinfrastrukturen und ein weiterer Park als bleibende Werte für die Stadt geschaffen werden. Ein Park, der den «Sprung über die Elbe» ermöglicht hätte und als weiterer Baustein zwischen Lohsepark und Wilhelmsburger Inselpark den «Federplan» des «Stadtgrüns » Richtung Süden vervollständigen sollte.
Dabei greift der neue Park, der aufgrund der zur Verfügung stehenden Flächen weit kleiner dimensioniert wurde als die meisten der bedeutenden Parkanlagen Hamburgs, ein zentrales Merkmal der historischen Vorbilder auf: den Bezug auf die grosszügigen Wasserflächen der Elbe und die Aussenalster in Form von strategisch positionierten Sichtachsen. Beim Heraustreten aus dem baulich dichten Quartier öffnet sich der Blick durch die Parkanlage Richtung Elbtal und erweitert den Massstab der lang gestreckten Freiraumfigur am Flussufer über seine Grenzen hinweg. Auch die vorbeiziehenden Schiffe sind Teil dieser Szenerie. Obwohl das Frucht- und Kühlzentrum schrittweise Richtung Westen verlagert wurde, verkehren auf den Wassern der Elbe immer noch Transportschiffe und verweisen auf die internationalen Handelswege und somit auf die weit entlegenen Orte dieser Welt.
Als sich das Hamburger Stimmvolk in einem Referendum am 29. November 2015 gegen die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele entschied, wurde das Projekt gestoppt.
© dpa/Kcap, Arup, VOGT