Campus, Rotkreuz

Evolution Square

Details
Typus
Platz
Kollaboration
Leutwyler Partner Architekten, Zurich, Scheitlin Syfrig Architekten, Lucerne, Burckhardt+Partner Architekten, Basel
Entwurf
2008 - 2009
Realisierung
2010 - 2011
Status
Realised
Fläche
7 600 m²
Land
Schweiz
Die Entwicklung von Rotkreuz ist stark geprägt durch Einflüsse von ausserhalb. Ursprünglich als Strassendorf an der Verbindung zwischen Cham und Luzern gelegen, war der Bau der Eisenbahn der wesentliche Impuls für die heutige Erscheinung des Ortes. Das Einwachsen in die Metropolitanregion Zürich und das damit einhergehende rasante Wachstum schaffen neue Zentralitäten, jedoch in einer gewissen Distanz zum historischen Dorfkern und ohne nennenswerte Diversität hinsichtlich der Nutzung. Es fehlt eine soziale und kulturelle Mitte; die Sehnsucht nach einem Dorfplatz mit

Rathaus, Kirche, Dorfgasthof und Dorflinde ist zwar gross, entspricht aber nicht mehr der heutigen städtebaulichen Realität. Nach dem Entscheid eines international tätigen Unternehmens, den bisherigen Produktionsstandort in Rotkreuz zu einem europäischen Hauptsitz auszubauen, wurden am nördlichen Rand der Gemeinde innerhalb weniger Jahre mehrere Verwaltungs-, Labor- und Produktionsbauten, ein Mitarbeiterrestaurant und ein Schulungszentrum errichtet. Hätte man das Areal vor einigen Jahren mit der Kamera dokumentiert, wäre das Porträt mehrerer, nach rein funktionalen Bedürfnissen organisierter Logistik- und Produktionshallen entstanden, eingezwängt zwischen zwei Autobahnsträngen.
Prähistorische Landschaft
Der Reichtum des Ortes zeigt sich erst bei der Annäherung über wissenschaftliche Karten, beim Blick in die Tiefe. Das Studium der lokalen Hydrologie, Geologie und der potenziellen natürlichen Vegetation offenbart im Bereich des heutigen Areals Ablagerungen von Seekreide, hoch anstehendes Grundwasser und Vegetationsbilder eines ehemaligen Flachmoors. Auf den Fotografien nicht sichtbar, machen die Karten die Ursache dafür deutlich: ein ehemals an diesem Standort gelegener kleiner See mit Verbindung zum Zugersee, welcher in den vergangenen Jahrtausenden verlandet ist.

Was die Fundation der Neubauten deutlich erschwerte, liefert die Basis für das Freiraumkonzept: die im Boden konservierten Reste von Pflanzen und Saatgut einer längst vergangenen Landschaft. In verschiedenen über den Platz verteilten Intarsien, die wie Ausgrabungsstätten anmuten, finden sich dementsprechend künstliche Versteinerungen und Modelle von umgestürzten Mammutbäumen aus Spritzbeton. Wie bei Ammenbäumen scheinen in deren Schutz und von ihnen genährt junge Mammutbäume zu wachsen und eine neue Generation dieses aus heutiger Sicht exotisch anmutenden Waldes zu bilden – ergänzt durch weitere Arten des damals am Zugersee heimischen Waldes, wie zum Beispiel Sumpfzypressen, Wildmagnolien, Tupelobaum, Hickorynuss. Schlingpflanzen überwuchern die Bäume und stärken den Eindruck der «Wildnis».
Zentraler Ort
Auf dem zentralen Platz, der in Anlehnung an einen Square gegliedert ist, definieren die Intarsien zum einen Räume von unterschiedlicher Grösse, die auf die Anforderungen der jeweiligen Situation reagieren und auf vielfältige Weise genutzt werden können. Zum anderen verweisen die mittlerweile mit Moosen und Farnen bewachsenen Baumriesen mit ihrer Länge und ihrem nur andeutungsweise erkennbaren Stammdurchmesser auf eine andere zeitliche und klimatische Dimension.

Basierend auf dem Gestaltungskonzept definierte das Unternehmen selbst den Namen als Metapher für die Entwicklung des Ortes: Evolution Square. Wenige Jahre nach Fertigstellung des Platzes fand man in einer Baugrube auf dem Areal den Stosszahn eines Mammuts.