Lokstadt, Winterthur

Stadtteil mit industriellem Erbe

Details
Typus
Stadtteil
Entwurf
2010 - 2019
Realisierung
2019 - 2025
Status
Partly realised
Fläche
22 000 m²
Land
Schweiz

Im Zuge der Industrialisierung entwickelten sich in Winterthur, nahe der Altstadt und mit Anbindung an die Bahnstrecke, weitläufige Industrieareale, unter anderem das des Unternehmens Gebrüder Sulzer, Giesserei in Winterthur. Nach dem Wegzug der Schwerindustrie, werden die heute zentral in der Stadt gelegenen, fussläufig erreichbaren ehemaligen Industrieflächen, zu attraktiven Wohn- und Dienstleistungsquartieren umgewandelt. So entsteht auf einem Teil des ehemaligen Sulzerareals die Lokstadt als modernes Gegenstück zur traditionsreichen Altstadt Winterthurs.

 

Als Basis für die Planung des Freiraums dienen neben einem Gestaltungsplan die Ergebnisse aus Workshops mit der Winterthurer Bevölkerung, in denen die Wünsche und Anforderungen der zukünftigen Bewohner und Nutzer an den Stadtteil erarbeitet wurden.

 

Mit der Gestaltung eines robusten, urbanen Freiraums, wird an die Freiflächen des übrigen Sulzerareals angeknüpft. Grundlage des Freiraumkonzepts ist die Beibehaltung der Lesbarkeit der Geschichte des Ortes und gleichzeitig die Weiterentwicklung und Umgestaltung der Freiräume vor dem Hintergrund der geänderten Nutzungen.

 

Die Freiflächen im Areal müssen zugleich Erschliessungsraum und Aufenthaltsort, Spielplatz, Vorgarten und Ausgleichsfläche sein, da die bauliche Dichte hoch und der Freiraum begrenzt ist. Bestehende Hallen und Relikte, wie Gleise und die Drehscheibe am Eingang zum Areal, vermitteln zusammen mit für den Ort typischen Materialien, wie Klinker und Asphalt, die industrielle Geschichte des Ortes.

 

Ein durchgehender, asphaltierter “Stadtboden” als verbindendes und arealübergreifendes Element, ermöglicht eine flexible Nutzung und bildet die Grundlage für verschiedene Freiraumtypologien, wie Eingangsplätze, Stadtgärten und Plätze.

 

Die Eingangsplätze sind als identifikationsstiftende Typologie an verschiedenen Orten in der Lokstadt zu finden und markieren jeweils die Eingänge in das Areal.

 

Die öffentlich zugänglichen Plätze sind als Stadtplätze mit einer eigenständigen, dem urbanen Kontext entsprechenden, Pflanzen- und Materialwahl ausgestaltet. Definierte Ankerpunkte, wie der zentrale Spielplatz und der gedeckte Aussenbereich auf dem Dialogplatz oder die denkmalgeschützte Drehscheibe, nehmen auf unterschiedliche Weise Bezug auf die Geschichte des Ortes und bieten Platz für vielfältige Nutzungen.

 

In den Gassenräumen bilden die “Stadtgärten” ein lineares, verbindendes Element zwischen den Plätzen. Sie beziehen sich auf den Typus des Gartens in den ehemaligen Arbeitersiedlungen. Dieses Grundmotiv wird in seinen Dimensionen übernommen und je nach Lage in der Lokstadt vervielfältigt.

 

Die Freiflächen der noch zu entwickelnden Teilbereiche in der Lokstadt sind typologisch fixiert und werden in Zusammenhang mit den angrenzenden Gebäudenutzungen weiterentwickelt.

Dialogplatz

Der Dialogplatz als grossräumige Platzfigur mit einer Fläche von über 6 000 m2 bildet den zentralen Ort im Quartier. Inspiriert vom Jardin du Luxembourg in Paris, soll er zum Dreh- und Angelpunkt der Bevölkerung werden und zum Flanieren und Spazieren einladen - auch an heissen Sommertagen, denn dank rund 100 Bäumen wird der Platz in einigen Jahren komplett baumbestanden sein. Dem Baumdach liegt ein Raster zugrunde, welches beim Begehen des Platzes durch Öffnungen und Verdichtungen zu ständig wechselnden Raumeindrücken führt. Die teilweise Verdichtung/Verdoppelung des Rasters ermöglicht eine stärkere Zonierung der Teilbereiche.

Spielfabrik

Eingebettet in den neuen Stadtteil auf dem Dialogplatz liegt die Spielfabrik. Dieser Spielplatz in der Gestalt einer Fabrik ist eine Referenz an die Industriegeschichte des Areals im Massstab der Kinder.

 

Anstatt der Verwendung von Standard-Spielgeräten, soll die Spielfabrik das Rollenspiel der Kinder fördern und vielfältige Nutzungen ermöglichen.

 

Fünf verschiedene Bereiche spiegeln die Geschichte des ehemaligen Industrieareals wider. Der Fuhrpark für kleine Fahrzeuge, das Kieswerk mit einer Kranbahn, das Pumpenhaus mit Planschbecken, ein Klettergerüst und zwei Relikte des Sulzerareals, bieten einen aussergewöhnlichen Spielraum für Kinder. Die Spielelemente bestehen aus den Materialien Beton, Ziegel und Stahl und wurden eigens für die Lokstadt entworfen.

Pavilion

Neben der Spielfabrik nimmt der gedeckte Aussenbereich auf dem Dialogplatz Bezug auf den industriellen Hintergrund des Areals, sowohl in seiner Form, als auch in seiner Materialität. Der Pavillon bietet Platz für verschiedene Veranstaltungen wie Yoga- oder Tanzkurse, Aperos oder Konzerte. Durch verschiebbare Trennwände kann die überdachte Fläche zum Platz hin abgeschirmt oder geöffnet werden – je nach Nutzung.

 

 

Durch die umliegende publikumsorientierte Nutzung der Baufelder, der Spielfabrik und dem gedeckten Aussenbereich, wird der Dialogplatz zu einem neuen Ankerpunkt im Freiraumsystem der Stadt. Gleichzeitig bieten die diversen anderen Typologien, wie Eingangsplätze und Stadtgärten aber auch Raum für eine individuelle und nachbarschaftliche Nutzung vor der Haustür.

 

 

Weitere Informationen:

 

lokstadt.ch

lokstadt.ch/dialogplatz

stadt.wintherhur.ch/lokstadt

 

Images: Mpho Mokgadi