Conference report: Die Alpen im Fluss

19. January 2022

Was geschieht mit den Alpen, wenn Schnee und Eis schmilzt und nicht das ganze Jahr über im Hochgebirge als Firn und Eis liegenbleibt? Wie verändert sich die Landschaft, welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dieser Entwicklung?

 

 

VOGT Landschaftsarchitekten in Zusammenarbeit mit dem Hydrologen Rolf Weingartner thematisierten diese «Verflüssigung der Alpen» an der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig – ein Grund für das FoLAP, den Beitrag zusammen mit dem ETH-Lehrstuhl Günther Vogt in die Schweiz zu tragen und in Stans zu diskutieren: Am Dienstag 9. November trafen sich ExpertInnen aus den Bereichen Gestaltung, Natur- und Ingenieurswissenschaften sowie Tourismus im Culinarium Alpinum in Stans. Acht Kurzvorträge und zwei Podien boten inter- und transdisziplinäres Denkfutter und angeregte Gespräche. SCANT hat die Gelegenheit ergriffen, die Referate in einem kurzen Tagungsbericht zusammenzufassen.

 

Unteraargletscher, Grimselsee (Walter Mittelholzer, 1930-1940) Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv

Einführung – Rolf Weingartner

Rolf Weingartner, emeritierter Professor für Hydrologie an der Uni Bern, zeigte auf, weshalb die Alpen als ein hydrologisches Paradies gelten und dies trotz Klimaerwärmung auch bleiben werden, denn «die Alpen werden auch in Zukunft – über das Jahr gesehen – ein grosses Abflussvolumen verfügen. Allerdings wird sich die Saisonalität der Abflüsse markant verändern: Mehr Wasser im Winter, weniger im Sommer. Den Speichern im Allgemeinen und den Speicherseen im Speziellen kommt deshalb eine grosse Bedeutung zu. Die natürlichen Speicher Schnee und Gletscher kontrollierten bisher den Abfluss aus den Alpen zuverlässig. Die Schnee- und Gletscherschmelze tritt zudem genau dann auf , wenn in den Vorländern Wasser zum Beispiel für die landwirtschaftliche Bewässerung benötigt wird. Mit der Klimaerwärmung müssen diese natürlichen Speicher nun allmählich mit künstlichen Speichern ergänzt oder gar ersetzt werden, um die Auswirkungen auf die den Alpen vorgelagerten Tiefländer zu minimieren, zumal es nördlich und südlich der Alpen im Zuge der Klimaerwärmung im Sommer zunehmend trockener wird. Dadurch wird sich der Druck auf die alpinen Wasserressourcen erhöhen. Nutzungskonflikte sind nicht auszuschliessen.»

 

Deshalb brauche es, so Weingartner, eine integrale regionale oder gar nationale Planung zur Nutzung der Wasserressourcen, dies umso mehr, als mit dem Abschmelzen der Gletscher über 1000 neue Seen und rund 800 km2 neue Gletschervorfelder entstehen werden, die unterschiedlich genutzt werden könnten. Es braucht jetzt dringend Aktionen seitens Politik und Gesellschaft, «denn wenn wir nichts tun, fliessen uns die Alpen davon».

 

Uni Bern, Geographisches Institut, Rolf Weingartner

Jon Mathieu: Sinnliche Wahrnehmung der Alpen

Vor dem Bild eines verwilderten Oberengadins ohne Spuren menschlicher Zivilisation führte Jon Mathieu in die Semantik des angloamerikanischen Wilderness-Begriffs ein, der ein Leitmotiv für die Umweltbewegung der 1970er war. Ursprünglich kommt der Begriff aus religiösen Denkfiguren: «Wilderness» ist der Ort, an dem sich Jesus 14 Tage lang der Verführungen des Teufels widersetzt hatte. Später beschreibt dieser Begriff die Idee einer amerikanischen Prärie mit unberührter Natur, fernab der Zivilisation. Die Wilderness-Idee aus den USA fasste vor zirka 30 Jahren auch in der Schweiz Fuss. Dieser transatlantische Transfer hat jedoch heftige Diskussionen ausgelöst (so etwa Wolf oder kein Wolf; urban oder wild etc.). Die religiöse Dimension des Begriffes sollten wir laut Jon Mathieu aber im Blick behalten, denn eine Reihe der Ansichten und Bekenntnissen der Wilderness-Umwelt-Bewegung haben Ähnlichkeiten mit der Religion. Die Natur wird hier quasi heiliggesprochen und es gibt Ansätze einer neuen kosmischen Ordnung. Der Mensch ist bestrebt, sich mit dem Übermenschlichen und der Schöpfung zu verbinden. Dabei geht womöglich die Verbindung zu den “Fellow Humans” also den Mitmenschen verloren. Mit welchen Folgen, fragt Mathieu und schlägt den Bogen zurück zu aktuellen Entwicklungen in den Alpen.

 

Uni Luzern, Historisches Seminar, Jon Mathieu

Bernhard Tschofen, Die Alpen im Fluss aus kulturwissenschaftlicher Perspektive

Die Alpen sind geprägt durch vielfache historische Verflechtungen, Paradoxien und Trugbilder. Diese Verflechtungen haben eine Beschleunigung erfahren. Nicht nur durch den Verkehr und Mobilität, sondern auch durch Infrastrukturen und Intensitäten der Raumverflechtungen. Der Klimawandel fungiert dabei als Verstärker all dieser Entwicklungen. Ausserdem gibt es nicht «die Alpen», sondern «viele Alpen». Der Alpenraum ist geprägt von Kleinräumigkeit und Heterogenität, man findet gleichzeitig verschiedene Lebenswirklichkeiten und unterschiedliche Betrachtungen des Alpinen. Dies ruft danach, die Alpen neu zu denken:

 

- Neuer Blick auf Natur und Kultur. Natur und Kultur sollte keine Dichotomie sein, sondern sich gegenseitig konstituieren und untrennbar verbinden. Der aktuell stattfindende komplexe Wandel kann nur interdisziplinär angegangen werden. Es braucht dafür auch die Überwindung des Gegensatzes von Geistes- und Kulturwissenschaften einerseits und Natur- und Ingenieurswissenschaften andererseits.

- Wasser wird in verschiedenen Ansätzen unterschiedlich verhandelt. Die Auseinandersetzung mit einem sich verändernden Wasserhaushalt verlangt auch nach einer ontologischen Perspektive, die die „vielen Wasser“ der Alpen zu situieren und ihren Interdependenzen sichtbar zu machen weiss.

- Anthropologische Perspektive: Paradoxerweise steht in ihr nicht mehr nur der Mensch im Zentrum. Um die Rolle des Menschen im Anthropozän zu verstehen, ist der verstärkte Einbezug nicht-menschlicher Akteure wichtig.

- Landschaftskultur: Damit sollten wir versuchen einen neuen Blick auf Landschaft zu ermöglichen, der auch Körper und Sinne integriert. Dies verlangt nach Integration von unterschiedlichen Wissensordnungen, dazu gehören auch lokale Wissenstraditionen, und nach Demokratisierung und Partizipation, damit zivilgesellschaftliche Akteure sich verstärkt einbringen können.

 

Uni Zürich, Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft, Bernhard Tschofen

Günther Vogt, Landschaftsarchitekt, ETH Zürich, D-ARCH, LUS: Profil der Landschaft

Neues hielt und hält immer schon Einzug in die Alpenlandschaft, wie Günther Vogt anhand einer frühen Pflanzung der exotischen Ackerfrucht Kartoffel auf einem kleinen Beet auf einem Findling einführte. Diese Veränderung kann man mitgestalten, doch dafür braucht es Grundlagen. Vogt präsentierte einen Vorschlag zum Verständnis der Landschaft anhand einer Profilierung. Landschaft wird zumeist in Typen oder Zonen erfasst. Dabei wurden im städtebaulichen Portrait der Schweiz die Alpen dem Typus der Brache zugeordnet, was aus diversen Gründen keine adäquate und eine zu verallgemeinerte Zuordnung sei. Günther Vogt schlägt deshalb vor, den alpinen Raum in verschiedene Profile einzuteilen, das heisst, in verschiedenen Dimensionen, die kombiniert werden können, von der Geologie über die traditionelle und heutige Nutzung bis hin zur Vegetation und Klimatypen. Mit einem solchen Betrachtungsansatz würde es in Zukunft möglich, vor einer Planung zu fragen, welches das Profil vor Ort zu finden sei und wie man dementsprechend die Landschaft standortgerecht sinnvoll nutzen und weiterentwickeln könnte. Er präsentierte dabei eine fiktive Kartenskizzierung mit der Einteilung der Schweiz in verschiedene Landschaftsprofile – dazu gehören auch die vielen neuen Seenlandschaften, die im Zuge des Klimawandels in den Hochalpen entstehen und die sich in Zukunft von einer heute noch weissen über eine graue hin zu einer grünen Hochgebirgslandschaft entwickeln werden.

 

Professur Günther Vogt ETHZ

Francesca Pedrina, Landschaft stabilisieren: Schutzprojekte als urbanistische Potenziale begreifen (studio habitat, «Airolo in transizione», Airolo)

Francesca Pedrina stellte ein auf einer Bürgeridee basierendes Projekt vor: Der Autobahn-Abschnitt beim Dorf Airolo soll unterirdisch geführt werden. Mit dem Ausbruchmaterial aus der zweiten Röhre des Gotthard-Autobahntunnels sollen sowohl die Landschaft und die Umwelt des Talbodens von Airolo neugestaltet und die Autobahn auf einer Länge von etwa einem Kilometer abgedeckt werden. Damit wird auch die Lärmbelastung verringert. Mit dem neuen Park Sankt Gotthard, so wird den Ort genannt, erhält die Gemeinde dadurch ein neues Gesicht und wird zu neuem Leben erwachen. Durch die Überdeckung werden insgesamt rund 220’000 Quadratmeter Grünfläche gewonnen. Es entstehen neue Magerwiesen mit besonders grosser Artenvielfalt sowie ein etwa 3500 Quadratmeter grosses Feuchtbiotop. Neben diesen ökologischen Massnahmen zum Klimaschutz (gegen Aufwärmung und Gletscherverschmelzung) erhält die Gemeinde Airolo eine Fläche von rund 27‘000 Quadratmeter (ca. 10% von dem Ganzen) eine öffentliche Bauzone, direkt am Bahnhof angeschlossen, um ein Erholungs- und Sportzentrum auch von touristischen Bedeutung aber vor allem zugunsten allen Bewohnerinnen und Bewohnern anzubieten.

 

gotthardtunnel.ch/die-region/umgestaltung-airolo

Felix Keller, Glaziale Landschaften retten?, Academia Engiadina Samedan

Vor dem Hintergrund, dass Gletscher grosse Süsswasserspeicher für kommende Generationen sind, drängte sich Felix Keller die Frage auf, wie man im Gletscherschmelze verlangsamen kann und einen punktuellen Ansatz zur Sicherung der alpinen Wasserreserven entwickelt: Aus dem Snowfarming-Projekt beim Diavolezza-Gletscher weiss man nämlich, dass die Eisdecke seit 2008 dank dem Snowfarming um 10-15m zugenommen hat. So kam Felix Keller schliesslich die Idee des Schmelzwasser-Recyclings. Da Schnee der beste Schutz für den Gletscher ist, müsste man Schnee herstellen und damit den Gletscher zudecken.

 

Denn der Gletscherschwund beschäftigt weltweit. Insbesondere in Zentralasien (Hi-malaya) und Südamerika (Anden) bedrohen schwindende Gletschermassen die Verfügbarkeit von Süsswasser von über 200 Mio. Menschen. Das am Morteratschgletscher bei Pontresina entwickelte sogenannte MortAlive Verfahren könnte diesen Menschen helfen. Beim «Schmelzwas-ser Recycling» wird das in höheren Lagen anfallende Schmelzwasser gesam-melt und im folgenden Winter mit einer hocheffizienten, in der Schweiz entwi-ckelten Beschneiungstechnologie ohne den Einsatz von elektrischem Strom verschneit. Diese Schneedecke schützt im folgenden Sommer tieferliegende Gletschergebiete vor der Schmelze. In der Vorstudie «MortAlive» wurden 2021 die wichtigsten Grundlagen für ein reales Ausführungsprojekt auf dem Morte-ratschgletscher erarbeitet und die dazu notwendigen Baumassnahmen, Ausrüstung und Umwelteinflüsse definiert. Die Projekt-Skizze am Morteratschglet-scher versteht sich als Gedankenexperiment um die Herausforderungen einer konkreten Implementierung in einem gut bekannten Umfeld auszuloten. In einem ergänzenden Bericht werden die Effekte der prognostizierten Klimaänderungen, sowie Auswirkungen von MortAlive auf die langfristige Entwicklung des ganzen Gletschers und dessen Abfluss untersucht.

 

Nach Abschluss der MortAlive Vorstudie zeigt sich klar, dass unter der Voraussetzung der erfolgreichen Entwicklung der Schneiseil-Technologie im laufenden Innosuisse-Projekt der Erhalt eines gefrorenen Süsswasserspeichers beim Morteratschgletscher als machbar bezeichnet werden kann. Hingegen reicht das dabei dimensionierte Projekt unter keiner der bis 2060 zu erwarten-den Klimaentwicklungen aus, um den Gletscher als Ganzes zu stabilisieren.

 

mortalive.ch/technologie#nessy

 

Mélanie Eppenberger, Verwaltungsratspräsidentin Toggenburger Bergbahnen: Braucht Tourismus neue Landschaften?

Naturnaher Tourismus wird an vielen Tourismusdestinationen als Limitierung wahrgenommen. Bei den Toggenburger Bahnen jedoch als nachhaltige Kraft und Leitvision. Der gegenwärtige Trend im Tourismus strebt danach, möglichst viele Gäste möglichst schnell auf den Berg zu bringen. Damit sich die teure Infrastruktur rechnet, braucht es eine hohe Anzahl an Gästen, die am Berg mit Trails, Eispalästen und Einkaufsmöglichkeiten unterhalten werden. Der Berg verkommt damit zu einem Erlebnispark oder einer Shopping Mall. Wo bleibt die Landschaft bei dieser Denkweise? Und hat der Gast überhaupt Zeit, die Landschaft wahrzunehmen und zu geniessen? So entsteht kein wertbringender Bezug zur Landschaft, sondern nur Belastung. Zudem wird eine Diskrepanz zwischen dem Markenversprechen der Tourismusdestinationen und dem eigentlichen Erlebnis geschaffen. Nach wie vor wird nämlich frische Luft, Ruhe und Erholung verkauft, doch einmal auf dem Berg, wird dies für den Gast dieses Versprechen für den Gast nur schwer erlebbar, nebst all den Werbeplakaten und Reizen. Das Zitat «Der Tourismus hat die Tendenz, das zu zerstören, was er sucht, wenn er es findet» findet Mélanie Eppenberger hierfür bezeichnend. Anders ist die Herangehensweise im Toggenburg. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat die Tourismusinfrastruktur-Landschaft Chäserrugg im Toggenburg zur Landschaft des Jahres 2021 gekürt. Der Preis zeichnet einen rücksichtsvollen Tourismus und einen nachhaltigen Umgang mit der Landschaft aus. Eine Landschaft, die es zu entdecken lohnt. Die Tourismusinfrastruktur im Gebiet Chäserrugg versucht, mit der Landschaft eine bereichernde Beziehung einzugehen. Die erneuerte Infrastruktur fügt sich in die Landschaft ein und übernimmt hier nicht überhand. Es geht darum, die Qualität des Gebietes durch präzise Eingriffe touristisch zu unterstreichen – in einem nachhaltigen Umgang mit der Landschaft. 

 

Stiftung Landschaftsschutz, Landschaft des Jahres 2021

Daniel Fischlin, CEO der Kraftwerke Oberhasli (KWO): Lässt sich Wasserkraft im Einklang mit der Landschaft denken? Die Sicht eines Kraftwerkbetreibers

Vor der Entstehung diverser Speicherseen waren die Orte, an denen sie gebaut wurden, Kulturlandschaften. Diese wurde mit Hilfe der ansässigen Bevölkerung aufrechterhalten. Wird nicht regelmässig geholzt, nimmt die Vergandung rasch überhand.
Mit dem Bau der Speicherseen Grimsel und Gelmer hat sich die Bewirtschaftung der Landschaft im Aaretal verändert. Grosse Alpen wichen den Speicherseen. Durch das Fluten änderte sich auch die Umgebung um die Seen herum. Weil kein grasendes Vieh mehr dort ist, verändern sich Flora und Fauna und dank den Ersatzmassnahmen entstanden dort Schutzgebiete. Durch die Etablierung der Speicherseen wurden in den umgebenden Landschaften der Naturschutz gestärkt. Heute gilt das Gebiet um den Grimselsee als Energielandschaft, die sich gut in die Landschaft einfügt. Seit 2000 ist die KWO auch ein Tourismusunternehmen. Wasserkraftanlagen sind laut Daniel Fischlin also Teil der Entwicklung von Kulturlandschaft und lassen sich in Einklang mit Landschaften denken und planen. Aus einer Kulturlandschaft basierend auf Landwirtschaft ist eine Kulturlandschaft Energie entstanden. Eine Umfrage bei den Gästen hat ergeben, dass Kulturlandschaften mit Wasserkraftwerken mehrheitlich gut bei Gästen ankommen. Als einzig störendes Element werden die Hochspannungsleitungen empfunden. Zusätzliche Anlagen zur Stromversorgung sind damit landschaftsschonend zu planen. 

 

www.grimselwelt.ch

Synthese

Die Journalistin Catherine Duttweiler, die im Kernteam Nutzungskonflikte rund um die Bieler Westastautobahn mitverhandelt hatte, fasste zum Schluss in einer Synthese die verschiedenen Erkenntnisse zusammen. Eine Grundsatzfrage hatte die ganze Tagung geprägt: Wo muss der Mensch eingreifen, um die Flüsse von Wasser, Verkehr und Energie zu steuern – und um die selbst verursachten Schäden einzuschränken? Und konkreter: Welche Projekte sind in Zeiten des Klimawandels nur ein Tropfen auf den heissen Stein? Was läuft gut, weil die Natur selber übernimmt, wenn wir nur Geduld haben? Was ist eine gute Landschaft? Und wo kann die Wissenschaft, die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaft und das Forum Landschaft, Alpen, Pärke, einen konstruktiven Beitrag leisten, damit es gut kommt?

 

Die Nutzungskonflikte zwischen Natur, Wasserkraft, Tourismus, Landwirtschaft und Wohnungbau brauchen einen interdisziplinären Ansatz, der weiter geht als Runde Tische mit ausgewählten Organisationen. Die Schweiz als privilegierte, wohlhabende Nation im Herzen der Alpen könnte eine Vorreiterrolle übernehmen. Und die Wissenschaft könnte laut Duttweiler bei der Gestaltung des Wandels eine führende vermittelnde Rolle übernehmen, indem sie Wege aus der Blockade aufzeigt und der Politik belastbare Daten und Grundlagen zur Verfügung stellen. Und das FoLAP? Wann macht es Sinn, aktiver zu werden? Reicht es, wenn das FoLAP die Übersetzungsarbeit macht oder braucht es in Zeiten von Klimawandel und «Fake News» nicht sogar mehr? Es könnte über den Kernauftrag hinaus für die SCNAT und das FoLAP eine Chance sein, aktiver zu werden und beispielsweise Empfehlungen abzugeben, die über die üblichen Stellungnahmen hinausgehen. Das FoLAP vereint das Wissen und erstellt Positionspapiere. Doch es könnte angesichts der Dringlichkeit sogar noch weiter gehen, so Duttweiler, und stärker einen Dialog initiieren und faktenbasierte Lösung moderieren: etwa für einen ersten Entwurf für einen ganzheitlichen Sachplan Alpen und Klimawandel. Die Zeit drängt, denn die Alpen fliessen davon und trocknen aus!

Autoren: Anne-Catherine Minnig