Wasserstadt, Solothurn
Ansicht und Aussicht
Details
Kunden
Ivo Bracher—Bonainvest AG, Wasserstadt AG
Typus
Stadtteil
Kollaboration
Herzog & de Meuron, Basel
Entwurf
2006 - 2011
Status
On hold
Fläche
375 000 m²
Land
Schweiz
Die Sanierung des sogenannten «Stadtmists» von Solothurn, eine von 1925 bis 1976 betriebene Mülldeponie, weist mit der Verlagerung von Erde und Abfall Dimensionen auf, die mit den landschaftsbildenden Umschichtungsprozessen der Aare vergleichbar sind. Die Flusslandschaft und deren Entstehungsgeschichte sind denn auch das Vorbild für eine künstliche Flussschlaufe, an deren Ufer die neue Siedlung entwickelt werden soll. Gleichzeitig wird der Ort eng mit der umgebenden Kulturlandschaft verwoben.
Wie die erste Siedlungsgründung der Stadt Solothurn als römischer Vicus auf der grünen Wiese an der Aare ist auch die «Wasserstadt Solothurn» als eine Art neue Stadtgründung zu verstehen. Dabei zeigt das Projekt eine mögliche Strategie zur Siedlungsentwicklung im Schweizer Mittelland auf, die – statt der beliebigen Ausdehnung ohne lokale Differenz – die Siedlung ausgehend vom Freiraum denkt und spezifische Orte mit unmittelbarem Landschaftsbezug und lesbaren Grenzen schafft. Auch dieses Projekt hatte ursprünglich eine andere Form: Die Struktur orientierte sich an den politischen und eigentumsrechtlichen Grenzen und vermittelte den Eindruck einer Marina an der Aare. Erst die detaillierte Analyse des zwischen den Alpen und dem Jura gelegenen Landschaftsraums förderte die Qualitäten und Potenziale des Ortes zutage. Das Studium wissenschaftlicher Karten ermöglichte es, die spezifische Vegetation, die durch geomorphologische Prozesse herausgebildeten Karstformationen sowie die hydrologische Energie des Flusses präzise zu beschreiben. Daneben konnten auf Field Trips die früher militärischen, heute touristischen Aussichtspunkte entdeckt, fotografisch dokumentiert und kartografisch festgehalten werden.
Wie die erste Siedlungsgründung der Stadt Solothurn als römischer Vicus auf der grünen Wiese an der Aare ist auch die «Wasserstadt Solothurn» als eine Art neue Stadtgründung zu verstehen. Dabei zeigt das Projekt eine mögliche Strategie zur Siedlungsentwicklung im Schweizer Mittelland auf, die – statt der beliebigen Ausdehnung ohne lokale Differenz – die Siedlung ausgehend vom Freiraum denkt und spezifische Orte mit unmittelbarem Landschaftsbezug und lesbaren Grenzen schafft. Auch dieses Projekt hatte ursprünglich eine andere Form: Die Struktur orientierte sich an den politischen und eigentumsrechtlichen Grenzen und vermittelte den Eindruck einer Marina an der Aare. Erst die detaillierte Analyse des zwischen den Alpen und dem Jura gelegenen Landschaftsraums förderte die Qualitäten und Potenziale des Ortes zutage. Das Studium wissenschaftlicher Karten ermöglichte es, die spezifische Vegetation, die durch geomorphologische Prozesse herausgebildeten Karstformationen sowie die hydrologische Energie des Flusses präzise zu beschreiben. Daneben konnten auf Field Trips die früher militärischen, heute touristischen Aussichtspunkte entdeckt, fotografisch dokumentiert und kartografisch festgehalten werden.
Das Quartier
Das Quartier folgt in seiner Grundstruktur der künstlich angelegten Flussschlaufe, die den früheren Verlauf des ursprünglich stark mäandernden Flusses nachzeichnet. Eine begleitende Promenade entlang des Ufers mit Badeplätzen und Stufen zum Wasser bildet das öffentliche Rückgrat des Quartiers. Parallel dazu verlaufen die primären Erschliessungswege, welche die dichte und für eine diverse Bewohnerschaft konzipierte Bebauung fassen. Dazwischen ist ein feines Netz aus Quartierplätzen, Gartenstrassen und -wegen angelegt, die das Quartier bis in den angrenzenden Landschaftsraum – die Witi (Solothurner Dialekt für «Weite») – vernetzen. Hecken begleiten die Wege, säumen die Quartierplätze und klären das Verhältnis zwischen privatem und öffentlichem Raum. Über die Vielfalt der Freiraumtypen und die Diversität der Gebäudenutzung werden prägnante, städtische Elemente und Regeln jenseits der suburbanen Gleichförmigkeit etabliert.
Die Insel
Die Geschichte der Flussschlaufe wird nachvollziehbar, wenn sich die Ursache für ihre Entstehung anhand eines «geologischen Hindernisses» ablesen lässt. Die durch den Wiedereinbau von Aushubmaterial aufgeschichtete Insel wird dabei nach den Prinzipien des englischen Landschaftsparks inszeniert. Von der Brücke kommend, führt der einzige Weg in eine tiefer gelegene, bei Hochwasser teils geflutete Senke und weiter auf den Hügel. Mit zunehmender Höhe verändert sich der Bezug nach aussen. Es werden Blickbeziehungen zu Kirchtürmen der Stadt und landschaftlichen Besonderheiten der Umgebung hergestellt. Fast am Hochpunkt des Hügels angekommen, führt der Weg nicht wie erwartet auf dessen Spitze, sondern in eine scheinbar über Jahrmillionen aus dem kalkhaltigen Gestein erodierte Grotte.
Das Quartier folgt in seiner Grundstruktur der künstlich angelegten Flussschlaufe, die den früheren Verlauf des ursprünglich stark mäandernden Flusses nachzeichnet. Eine begleitende Promenade entlang des Ufers mit Badeplätzen und Stufen zum Wasser bildet das öffentliche Rückgrat des Quartiers. Parallel dazu verlaufen die primären Erschliessungswege, welche die dichte und für eine diverse Bewohnerschaft konzipierte Bebauung fassen. Dazwischen ist ein feines Netz aus Quartierplätzen, Gartenstrassen und -wegen angelegt, die das Quartier bis in den angrenzenden Landschaftsraum – die Witi (Solothurner Dialekt für «Weite») – vernetzen. Hecken begleiten die Wege, säumen die Quartierplätze und klären das Verhältnis zwischen privatem und öffentlichem Raum. Über die Vielfalt der Freiraumtypen und die Diversität der Gebäudenutzung werden prägnante, städtische Elemente und Regeln jenseits der suburbanen Gleichförmigkeit etabliert.
Die Insel
Die Geschichte der Flussschlaufe wird nachvollziehbar, wenn sich die Ursache für ihre Entstehung anhand eines «geologischen Hindernisses» ablesen lässt. Die durch den Wiedereinbau von Aushubmaterial aufgeschichtete Insel wird dabei nach den Prinzipien des englischen Landschaftsparks inszeniert. Von der Brücke kommend, führt der einzige Weg in eine tiefer gelegene, bei Hochwasser teils geflutete Senke und weiter auf den Hügel. Mit zunehmender Höhe verändert sich der Bezug nach aussen. Es werden Blickbeziehungen zu Kirchtürmen der Stadt und landschaftlichen Besonderheiten der Umgebung hergestellt. Fast am Hochpunkt des Hügels angekommen, führt der Weg nicht wie erwartet auf dessen Spitze, sondern in eine scheinbar über Jahrmillionen aus dem kalkhaltigen Gestein erodierte Grotte.
Die Vegetation orientiert sich an den umgebenden naturnahen Standorten. Die nach Höhenlagen geordneten Arten bestimmen dabei das Bild: Wird der Fuss des Hügels von kleinen, dichten Wäldchen aus Erlen, Weiden und Birken dominiert, prägen mit dem Anstieg erst lockere Eichen- und später Eschen- und Buchenmischwälder den Charakter. Demgegenüber sind die Stellungen der Bäume an Bilder des historischen Parks von Drottningholm angelehnt. Das Ordnungsprinzip wird jedoch erst von höher gelegenen Punkten aus erkennbar. Die Baumgruppen verlaufen in konzentrisch angeordneten Ellipsen um den Hochpunkt der Insel und lassen so einem Arboretum gleich Räume unterschiedlicher Tiefe und Dichte entstehen.
Mit ihrer betonierten Hülle und dem ausgewaschenen Schalungsmaterial aus losem Kies veranschaulicht die Grotte nicht nur einen durch anthropogene Sedimentation und Erosion gesteuerten geomorphologischen Prozess, sondern verweist auch auf das lokale Karstgestein mit seinen ausgewaschenen Dolinen und Miniaturgletschern. Die Grotte als Aussichtspunkt lenkt den Blick zurück auf den Bezugsraum der Juralandschaft – die Beobachtungsposten von einst werden zu Parkfollies von heute.
Mit ihrer betonierten Hülle und dem ausgewaschenen Schalungsmaterial aus losem Kies veranschaulicht die Grotte nicht nur einen durch anthropogene Sedimentation und Erosion gesteuerten geomorphologischen Prozess, sondern verweist auch auf das lokale Karstgestein mit seinen ausgewaschenen Dolinen und Miniaturgletschern. Die Grotte als Aussichtspunkt lenkt den Blick zurück auf den Bezugsraum der Juralandschaft – die Beobachtungsposten von einst werden zu Parkfollies von heute.